"Du kannst nicht einfach Leute ständig irgendwohin schleifen!", beschwerte sich Hermine. "Und dieser Stock nennt sich Zauberstab und wenn er hier nicht so nutzlos wäre, hätte ich dir für dein Verhalten schon längst einen Fluch auf den Hals gehetzt!" Bei Merlin, der Typ konnte sie ja schlimmer reizen als Ron. Nein, jetzt nicht an Ron denken. Zur Beruhigung nahm sie sich ebenfalls einen Apfel und setzte sich etwas widerwillig hin. Einfach herumzustehen war halt auch nicht gerade toll.

Hermine seufzte auf. "Ich habe keinen Befehl mitbekommen. Und selbst wenn, hättest du mich auch höflich bitten können, mit dir zu kommen." Dieses Herumgezerrt werden war wirklich entwürdigend. Doch bei seinen nächsten Worten besiegte ihre Neugierde alle Vorbehalte. "Schattenaugen? Was sind das denn für Wesen?" Aber für eine Antwort musste sie selbst wohl ebenfalls etwas erwidern. "Es gibt alle möglichen Flüche. Ich kann dich damit zum Beispiel ohnmächtig werden oder dich Schnecken spucken lassen oder dich entwaffnen oder dafür sorgen, dass dein Körper einfriert... Also, zumindest werde ich das bald wieder können. Wenn ich die Magie hier endlich verstanden habe." Sie seufzte und nahm die Mandarine von ihm entgegen, wobei sie sich bedankte. Die Erziehung ihrer Eltern schlug eben immer noch durch, selbst bei jemandem wie diesem Kerl. Dessen Namen sie ja nicht einmal kannte.

Natürlich ging er auf ihren Kommentar mit der höflichen Variante nicht ein. Hermine verdrehte die Augen. Aber das mit den Schattenaugen klang interessant. "Nein, so sind die Flüche nicht, die ich anwende. Manche können zwar schief gehen oder sind besonders grausam und halten dadurch ein Leben lang, aber es ist niemals vererbbar." Seine nächsten Worte deprimierten sie kurz, aber sie schüttelte das ab. Es war ja nicht das erste Mal, dass sie in einer scheinbar hoffnungslosen Situation war! "Ich werde es hinkriegen", sagte sie fest entschlossen. "Wie lange bist du denn schon hier? Und woher kommst du?" Jetzt siegte wieder ihre Neugierde. "Ich bin Hermine."

"Fünf Jahre?", fragte Hermine entsetzt. "Und du hast keinen Weg zurück gefunden?" Das würde ihr nicht passieren! Doch seine nächsten Worte lenkten sie ab, und sie prustete los. "Eine Zahnfee? Ernsthaft? Die gibt es doch nur im Märchen!" Sie musterte ihn. "Und wenn überhaupt sind sie klein und blond und haben Feenflügel. Du bist praktisch das genaue Gegenteil von einer Zahnfee!" Wobei ihr bei dieser Musterung auffiel, dass er ziemlich gut aussah. Auf eine verwegene, wilde Art, die praktisch danach schrie, sich von ihm fernzuhalten, wenn man nicht nach einer berauschenden Nacht mit gebrochenem Herzen in der Ecke sitzen wollte, während er schon bei der Nächsten war.

"Und da hat bisher niemand eine Lösung gefunden?", fragte Hermine hoffnungsvoll. Sie seufzte. Offenbar hatte sie ihn vor den Kopf gestoßen, und das hatte sie nicht gewollt. "Es tut mir Leid... Es ist nur so, bei meinen Eltern in der Praxis hing ein Bild von der Zahnfee, das habe ich so oft gesehen. Und dir dann gegenüber zu sitzen und dich das sagen zu hören... Das war einfach ziemlich absurd." Sie lächelte leicht. "Aber ich habs nicht böse gemeint. Und verrückter als der ganze Rest hier ist das wohl auch nicht." Sie sah ihn fragend an. "Warst du deswegen so fasziniert von meinen Zähnen?"

Das war... niederschmetternd. "Dann werde ich eben eine finden", sagte sie möglichst überzeugt. "Wie lange gibt es diese Portale denn schon?" Sie lächelte leicht. "Ja, das habe ich gemerkt. Nachfragen wäre nächstes Mal nur nett." Sie musterte sein seltsames Armband. "Meine Zähne kriegst du aber nicht", sagte sie warnend.

Okay, das halt ihr nicht weiter. "Gibt es hier eine Bibliothek?", versuchte sie es also weiter. Irgendwo würde sich doch etwas über die Portale finden lassen! Bei seiner nächsten Bemerkung funkelte sie ihn nur wütend an. "Du wirst es hoffentlich nicht nur versuchen! Das war mehr als unhöflich!" Doch dann machte er sie wieder neugierig. "Kann das Armband irgendwas Besonderes?", fragte sie und musste dann grinsen. "Oh man, meine Eltern wären so begeistert davon, dass ich tatsächlich die Zahnfee getroffen habe!" Doch die Vorstellung, wie sie sich freuen würden, machte sie wieder traurig. Im Moment wussten sie ja nicht einmal, dass sie eine Tochter hatten. Und wenn sie es hier nicht weg schaffte, würde es auch so bleiben. Außerdem mussten Ron und Harry schon außer sich vor Sorge sein! Sie zog ihren Zauberstab und betrachtete ihn nachdenklich. Irgendetwas musste sich da doch tun lassen!