Noch immer in meiner Fuchsform kam ich bei einem kleinen Dorf an, oder besser gesagt, bei Ruinen. Hier war alles zerstört. Krieg war wirklich furchtbar. Vorsichtig schlich ich hier durch, von Vater wurde mir gesagt, dass ich hier achtsam sein sollte, da es hier die Verbannten hintrieb, die wir in unserem Dorf hinter dem großen Wald, nicht akzeptieren. Doch, es schien hier ruhig zu sein. Niemand war zu sehen. Nun es war ja auch ein sehr sehr kleines Dorf. In der alten Scheune eines Bauernhofs trat ich ein und suchte mir dort erstmal einen ruhig Ort, wo ich heute Nacht übernachten konnte. Ich verwandelte mich zurück und aß und Trank erst einmal etwas. Morgen früh sollte ich Richtung Fluss entlang, damit ich immer mit Wasser versorgt bin. Doch heute reicht was ich mir eingepackt hatte.

Nachdem ich mich gesättigt hatte, verwandelte ich mich zurück und legte mich versteck im Heu hin. Sicher ist sicher.

Am nächsten Morgen streckte ich mich, aß ein wenig von meinem Proviant und machte mich dann auf in Richtung Fluss, ich sollte heute Abend es bis zur Brücke am besten schaffen. Wie immer als Fuchs lief ich los, achtete darauf keinen dieser anderen Verbannten anzutreten und auch sonst immer schön vorsichtig zu sein.

>>Fluss

Wie eine gefühlte Ewigkeit fühlte es sich an, wieder hier zu sein. Dieser Ort erinnerte mich daran wieso ich in Casus war und das es nicht gut war mich mit Hermine anzufreunden. Ich hatte mich mal wieder in einen Fuchs verwandelt und lag nun in einer Nische versteckt, nahe des Treffpunktes. Zwar hatte ich hier niemanden gesehen der mir gefährlich hätte werden können, oder besser gesagt, überhaupt niemanden gesehen, aber wer weiß wer hier so entlang schleichen könnte, bevor Mercia auftauchen würde. Vor ihr hatte ich ein wenig Angst, nicht nur Respekt. Aber mein Vater hörte ja auf sie, also tat ich auch was sie sagte.

Schließlich erreichte Mercia die zerstörten Städte. Ihr Anblick machte sie jedes Mal aufs Neue wütend, denn er erinnerte sie an das Ende des Krieges, mit dem auch all ihre Hoffnungen und Träume auf eine bessere Welt gestorben waren. Sie war jederzeit bereit, ihre Schwerter zu ziehen, denn hier lebten einige der übelsten Verbannten, die selbst die anderen Verbannten nicht bei sich haben wollten. Schließlich erreichte sie die Ruine, in der sie sich mit Luna verabredet hatte. Sie sah sich nicht um, sondern wartete darauf, dass das Mädchen auftauchte. Wahrscheinlich war sie schon hier und versteckte sich ängstlich.

Meine Ohren zuckten aufgeregt als ich Schritte vernahm. Ich sah auf und erkannte Mercia, weshalb ich aus meinem Versteck heraus kam und mich zurück verwandelte. Mich aus Gewohnheit klein machend, verbeugte ich mich vor Mercia. Schon fast kniend. "Hallo, Mercia." grüßte ich sie, ich tat mein bestes um meine Angst in der Stimme zu unterdrücken. So wie sie es mich auch gelehrt hatte.

Wie erwartet dauerte es nicht lange, bis Luna zum Vorschein kam. Wohlwollend betrachtete Mercia die Kleine. Sie schien zu lernen. Wie sie sich gedacht hatte, tat die Zeit alleine in der Fremde ihr nur gut. "Hallo, Luna", erwiderte sie die Begrüßung. "Also, was hast du zu berichten?" Wie immer fackelte sie nicht lange. Nach außen hin gab sie sich geduldig, doch in ihren Augen flammte ein erwartungsvolles Feuer. Sie sah sich ihrer Rache schon so nah... Und alles hing davon ab, was Luna herausgefunden hatte.

Ich wagte es nicht mich aufzustellen, sondern blieb weiterhin in der Position, wie ein Untergebener eben. "Die Gerüchte sind wahr. Lucilia ist wieder da. Es scheinen sie hier und einige Bewohner der Stadt gesehen zu haben und ich konnte einige Gespräche hören wo es darum ging direkt mit ihr zu reden. Noch dazu scheint der Priester selbst viel davon zu verkünden, sobald man in diese Kapelle geht." rückte ich sofort mit der großen Information heraus, da ich wusste, dass es Mercia vorallem um diese Flügelfrau ging. "Außerdem scheint es nun wieder drei Gruppen zu geben, zu der Lucilia auch gehört. Ich selbst habe mich in eine der drei hineingeschlichen. Die Anführerin von dort ist eine Außenseiterin, die erst vor kurzem durch das Tor kam." besonders den letzten Teil gab ich angewidert wieder, da ich mich nicht daran erinnern konnte das jemand aus der anderen Welt je wirklich hier geholfen hatte, oder gar wirklich für Frieden sorgen würde, wie man es sich gerne wünschte. Für mich war das Aberglaube.

Mercia sah ruhig auf Luna herab, während die redete. Als diese sagte, dass Lucilia wieder da war, ballte sie die Fäuste so fest, dass ihre Handinnenflächen zu bluten anfingen, und ein wildes Grinsen erschien für einen Moment auf ihrem Gesicht, bevor sie sich wieder unter Kontrolle hatte. "Das hast du sehr gut gemacht, Luna", lobte sie das Mädchen und bedeutete ihr, aufzustehen. "Ich wusste, du würdest die ideale Spionin sein." Sie ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen, wobei sie mühsam ihre immer wieder aufkommende irre Freude zügeln musste. "Drei Gruppen? Also lebt auch Lilith noch?", fragte sie nach. Denn das würde ihre Rache perfekt machen. "Und eine Außenseiterin... Für wie gefährlich hältst du sie?"

Ich stand auf als Mercia es mir deutete und lächelte für einen kurzen Moment als diese mich lobte. "Ja, Lilith lebt auch noch. Ich habe sie selbst gesehen, sie war der Meinung das die Außenseiterin und ihre Anhänger, also ich und noch zwei andere bisher, die auch aus anderen Welten stammen, sehen sollten wie so eine Verbannung abgehalten wird." Wut schäumte nun auch in Luna kurz auf, was ihre Augen gefährlich Rot glühen ließen, ganz wie ihre Feuermagie. "Wie sie sich daran erfreut, anderen ihre... ihre Dunkle Magie aufzuzwingen. Es war ekelerregend." doch ich riss mich selbst schnell wieder zusammen. "Emerelle... sie kann gefährlich werden, doch kann sie auch hilfreich für uns werden. Sie scheint intelligent zu sein und die Aufgabe die sie als Gruppe aufnehmen möchte, ist das Gleichgewicht zu halten, zwischen den Gruppen. Was wohl so viel bedeutet wie, Meucheln und der gleichen, wenn nötig. All die "Schmutzige" Arbeit. Wenn man es schafft zu zeigen das Lilith und Lucilia nicht gut sind, so wie sie scheinen, dann würde Emerelle selbst ihnen die Köpfe abschlagen." so zumindest wirkte sie und war auch ein Grund wieso ich in der Gruppe fürs erste blieb. Da schien nämlich mehr hinter zu sein als man erahnte.

"Lilith lebt also noch und hält immer noch ihre Verbannungen ab", grollte Mercia mit Zorn in der Stimme und spürte wieder, wie ihr Mal an der Schulter brannte. Dann konzentrierte sie sich wieder auf Lunas Worte. "Hat sie das mit der schmutzigen Arbeit so gesagt oder interpretierst du das in ihre Worte hinein?", fragte sie genauer nach. Denn wenn diese Emerelle das so offen zugab, war sie wohl mehr als dumm und für ihre Zwecke wohl eher unbrauchbar. Aber wenn sie die anderen beiden verraten würde... "Das sind auf jeden Fall sehr nützliche Informationen", lobte sie Luna noch einmal, denn bei der Art, wie das Mädchen aufgewachsen war, würde das sie wohl ermutigen. "Ich werde deinen Eltern berichten, wie gut du dich schlägst. Aber denk daran, niemandem dort in der Stadt zu vertrauen. Sie alle haben sich Lucilias und Liliths Regeln unterworfen und sind genauso verdorben wie diese beiden selbst. Lass dich nicht einlullen von ihnen."

Bei den Worten über Lilith senkte ich nur weiter den Kopf, mehr dazu sagen wollte ich nicht unbedingt, wenn es nicht nötig war. Das Mercia diese Frau hasste, hörte man allein schon aus der stimme heraus. "Schmutzige Arbeit wurde nicht so gesagt, jedoch wurde ich von ihr deutlich darauf hingewiesen das mir bewusst ist, dass die Arbeit immer zu erledigen ist, mit welchen mitteln auch immer, es gibt keine Eingrenzung." erklärte ich, was ich so von Emerelle verstanden hatte. Als Lilith meine Eltern erwähnte zuckten meine Ohren auf. Sie wusste eben wie sie mich dazu bekam ihr zu gehorchen. "Ich werde darauf achten."

Mercia schenkte Luna ein schmales Lächeln, das durch die Narben in ihrem Gesicht verzerrt wurde. "Gut. Ich werde das im Hinterkopf behalten, vielleicht wird uns das irgendwann noch einmal nützlich werden. Ich habe allerdings noch einen Auftrag für dich." Sie schwieg kurz, um sicher zu gehen, dass sie die volle Aufmerksamkeit des Mädchens hatte. "Lilith und Lucilia wollen eine neue Ordnung erschaffen", begann sie dann mit ihrer Erklärung. "Deine Aufgabe wird sein, den Menschen in der Stadt zu zeigen, dass sie dazu nicht in der Lage sind. Stifte Chaos. Stehle, morde, betrüge, was immer dir in den Sinn kommt, nur lass dich nicht erwischen. Die Menschen sollen an den Fähigkeiten ihrer Anführer, sie zu beschützen, zweifeln. Wir werden sie von außen und von innen zersetzen, bis sie keinerlei Macht mehr haben. Und dann holen wir sie uns." Bei ihren letzten Worten verwandelte sich Mercias Lächeln in ein grausames, rachsüchtiges Grinsen, das ihr Gesicht auf eine angsteinflößende Art schön aussehen ließ.

Zu Mercia nun wieder aufsehend hörte ich mir meinen Auftrag genau an. "Das werde ich, das wird ein leichtes. Die Gruppierungen sind noch immer geschwächt. Zu wenige Anhänger haben sie. Ich werde dafür sorgen das denn Leuten klar ist, dass dieser Machtmissbrauch falsch ist." zu sehr hatte Mercia mich über die Jahre davon überzeugt und das was ich gesehen habe von Lilith hatte nicht gerade geholfen. Wie immer war ich von dem Lächeln Mercias stark beeinflusst. Zum einen empfand ich stark Angst ihr gegenüber, aber auch sehr viel Bewunderung. Weshalb ich ihr folgte, wenn auch eigentlich mehr, weil mein Vater das tat.

"Sehr gut", erwiderte Mercia auf Elainyras Worten hin. Die Kleine erwies sich bisher als wirklich nützlich. "Dann solltest du jetzt zurückkehren, bevor du noch vermisst wirst. Wir treffen uns in drei Monaten wieder hier." Das dürfte genug Zeit für sie sein, um etwas erreichen zu können. Und bis dahin würde Mercia weiter durch die Lande reisen und andere Verbannte suchen und für ihr Vorhaben anwerben.