Am Rande nahm Hermine war, wie Raphael sie hochhob und auf den Tisch setzte, doch sie achtete nicht weiter darauf, sondern vertiefte sich in den Kuss. Ihre Hände wanderten von seinem Rücken seinen Nacken hinauf, um sich in seinen langen, weichen Haaren zu versenken. Sie war etwas überrascht, wie sanft er bei all seiner Kraft war, und schmiegte sich enger an ihn, wobei sie die lauter werdende Stimme in ihrem Hinterkopf energisch verbannte. Sie wollte hiermit nicht aufhören. Noch nicht.

Bei seinem leichten Biss keuchte Hermine auf und gleichzeitig wurde ihr mit einem Schlag bewusst, was sie da tat. Wie konnte sie nur! Mit hochrotem Kopf unterbrach sie den Kuss und lehnte sich zurück, um etwas Abstand zwischen sich und Raphael zu bringen und wieder Luft holen zu können. Mit glänzenden Augen und geschwollenen Lippen sah sie ihn an, immer noch nicht so ganz begreifend, was gerade eigentlich passiert war. Und wieso sie aufgehört hatte. Doch es ließ sich nicht mehr ignorieren. "Ich... ich kann das nicht...", versuchte sie ihm zu erklären, immer noch außer Atem. "Ron..." Sie wusste nicht, wie sie weitersprechen sollte, und sah ihn überfordert an. Dabei fiel ihr gar nicht auf, dass sie ihre Hände immer noch in seinen Haaren vergraben hatte.

Hermine ließ sich von ihm vom Tisch heben, wobei der Körperkontakt ihr wieder eine Gänsehaut verursachte. Etwas überrascht sah sie ihn an. Dass er es einfach so akzeptierte und sich dann auch noch entschuldigte... Damit hatte sie nicht gerechnet. "Naja...", meinte sie zögernd, "ich hab ja angefangen. Also brauchst du dich nicht entschuldigen. Eher... sollte ich mich entschuldigen." Sie lächelte ihn zögerlich an. Wieso war sie nur schon wieder in so einer Situation? Sie hatten das doch gerade erst geklärt gehabt! Sie war so froh gewesen, dass er weiterhin mit ihr befreundet sein wollte... Und jetzt hatte sie es erneut aufs Spiel gesetzt. Sie hoffte, dass er ihr das verzeihen würde.

Etwas überrascht über den abrupten Themenwechsel nickte Hermine und sah ein wenig enttäuscht zu, wie er sich anzog. Was war nur mit ihr los? Sie rief sich Rons Bild ins Gedächtnis. Ihren ersten Kuss im Raum der Wünsche. Sein Grinsen, wenn sie sich nach einem Streit wieder vertrugen. Es war nur schwierig, das aufrecht zu halten, wenn Raphael vor ihr stand. Sie seufzte und wartete dann, dass er fertig wurde.

Hermine erwiderte sein Lächeln. Immerhin schien er gewillt zu sein, das alles wieder zu vergessen. Wobei sie sich nicht sicher war, ob sie das wollte. Verärgert über sich selbst folgte sie ihm nach draußen.

-> Stall, Basis Lupus

Hermine betrat die Schmiede und sah, dass er beschäftigt war. Also beschloss sie, zu warten, und beobachtete ihn bei der Arbeit. Es war aber auch schwer, von diesem Anblick die Augen abzuwenden. Und jetzt wünschte sie sich beinahe, sie hätte doch das schwarze Oberteil genommen. Allerdings würde ihm da wohl sofort auffallen, dass sie es wegen ihm angezogen hatte, also war es so wohl besser.

Hermine setzte sich auf den Hocker, den sie schon kannte, und sah ihm weiter beim Arbeiten zu, bis er fertig war. Bei seiner Frage nickte sie. "So ziemlich", meinte sie. "Ich habe zwar Luna nicht gefunden, aber Emerelle scheint eh nicht da zu sein, also macht das wohl nichts. Ich kann sie ihr immer noch morgen vorstellen." Sie lächelte ihn an. "Und wie sieht es bei dir aus?"

Hermine schnaubte. "Nicht nur eine. Solange meine Magie nicht wieder funktioniert, werde ich eh nicht ruhig schlafen können." Sie trug ihren Zauberstab zwar immer bei sich, aber mehr als warmen, bunten Dampf produzierte er bisher nicht. Ein bisschen enttäuscht war sie schon, dass er sich wieder anzog, aber sie verdrängte das und konzentrierte sich auf ihr Vorhaben. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Züge, sie freute sich schon darauf, von dieser Scar zu lernen. Das würde fast wie im Zaubertränkeunterricht in Hogwarts werden. Nur hoffentlich mit einem netteren Lehrer. Da fiel ihr Snape wieder ein. Sollte sie vielleicht noch einmal mit ihm reden? Nur, wo würde sie ihn finden? Nachdenklich sah sie zu Raphael. "Du hast nicht zufällig irgendwo einen griesgrämigen Mann mit längeren schwarzen Haaren und Hakennase gesehen?", fragte sie ihn. "Er heißt Severus Snape und kommt aus meiner Welt."