Ich schenkte Emerelle ein Lächeln, als sie mir die Tür öffnete. "Ich wäre wegen der Stadtführung hier", meinte ich, denn auch wenn ich sicherlich ohne große Probleme die Stadt alleine erkunden könnte, so war es wesentlich einfacher, sich von jemanden das Wichtigste zeigen zu lassen. "Aber falls Ihr zu sehr beschäftigt seid, dann lässt sich das auch gerne verschieben."
Den Weg zu Emerelles Turm hatte ich glücklicherweise recht schnell gefunden und stieg nun die Stufen hoch. Vor der Tür angekommen, die dann wohl zu Emerelles Zimmer führte, blieb ich stehen und hob meine Hand, um anzuklopfen. "Entschuldigt, Emerelle. Ich bin's, Cassian. Ich hoffe, ich störe nicht", ließ ich meine Stimme durch die Tür dringen, während ich sodann auf eine Antwort wartete. Sollte sie noch beschäftigt sein, würde ich ganz einfach die Stadt auf eigene Faust erkunden.
Als ich auf das Zimmer, welches ich für die nächste Zeit beziehen würde, zurückkehrte, nutzte ich erst einmal die Zeit, um dieses genauer zu betrachten. So wie ich mich hier umsah, könnte man fast meinen, ich wäre paranoid und suche nach irgendwelchen Verstecken oder dergleichen. Aber man konnte ja nie wissen. Nach einer Weile beendete ich meine Untersuchung und kramte aus meiner Tasche ein Notizbuch heraus, in welchem ich die Informationen, die ich heute erfahren hatte, zusammentrug. Ich sinnierte dann noch etwas vor mich hin und ließ mir die Fakten immer wieder durch den Kopf gehen. Es gab auf alle Fälle noch eine Menge mehr zu erfahren. Als ich aus dem Fenster blickte, merkte ich, dass die Sonne allmählich unterging. Für mich die perfekte Zeit, aktiv zu werden. Ich fragte mich, ob Emerelle ihre Sachen schon erledigt hätte, beschloss aber dann, dass es sicherlich kein Problem wäre, einmal nachzufragen.
Ein Zimmer auf der Nordseite des Schlosses, welches aktuell von Cassian bezogen wird. Es ist noch sehr spärlich eingerichtet und auch nur mit dem Nötigsten. Da Cassian aber jemand mit nicht allzu vielen Besitztümern ist und sich vermutlich auch nur überwiegend zum Schlafen hier aufhalten wird, wird sich an der Einrichtung oder Ordnung des Zimmers nicht viel ändern.
Nochmals nickte ich zum Verständnis. "Sehr gut. Dann würde ich mich zuerst gerne etwas häuslich einrichten und mich noch etwas ausruhen. Die Reise nach Casus ist lange gewesen", entschuldigte ich mich bei Emerelle und stand dann auf. Wenn sie sowieso noch etwas zu erledigen hatte, dann würde ich sie davon auch nicht abhalten. Und so konnte ich die neu erlangten Information auch zusammenschreiben und analysieren. "Bis dann", verabschiedete ich mich und verließ den Gemeinschaftsraum, um auf mein neu zugewiesenes Zimmer zu gehen. Den Weg hatte ich mir schließlich gemerkt.
"Wenn das so ist, dann würde ich mich durchaus geehrt fühlen, wenn Ihr mir die Stadt etwas zeigen könntet", meinte ich dann und schenkte Emerelle ein charmantes Lächeln. So eine Eigenschaft machte eine gute Anführerin auch aus, wie ich fand. In der Zeit, in der ich schon lebte, hatte ich schon einige Führungspersonen erlebt, von denen genug ihre Stellung ausgenutzt hatten. Mal sehen, wie es bei den dreien in Casus laufen würde. Der Eindruck, den ich bisher von Emerelle hat, war in meinen Augen zumindest ein sehr positiver.
Ich warf Emerelle einen dankenden Blick zu. "Das ist wirklich sehr nett von Euch. Vielleicht werde ich die Stadt später etwas erkunden gehen. Ich möchte Euch nämlich auch keineswegs von euren Pflichten abhalten", sagte ich dann, denn als Anführerin hatte sie bestimmt auch einige Aufgabe, die es zu erledigen galt. Ich selbst würde den späten Nachmittag oder das Einsetzen der Dämmerung abwarten, bevor ich auf Erkundungstour gehen würde. Ein allzu großer Fan vom Sonnenlicht war ich dann doch nicht.
"Macht Euch deswegen keine Gedanken. Immerhin habt Ihr mir diese Unterkunft angeboten", meinte ich mit einer abwinkenden Handbewegung. Wenn sie mir schon eine Bleibe anboten, dann musste oder wollte ich wohl eher dafür auch entsprechend aufkommend, wenn es denn etwas gab. Auf ihre Frage hin schüttelte ich erstmal den Kopf. "Außer dem Fest, bisher noch nicht", meinte ich verneinend. Ursprünglich war ich ja hergekommen, weil ich mich selbst überzeugen hatte wollen, wie es um die drei Gruppen stand. Alles andere hätte sich dann schon irgendwie ergeben. So wie das Fest des Lebens eben.
Lilith... Wenn ich mich recht entsinne, die Anführerin der Lupus Sanguine, überlegte ich im Stillen, denn ich hatte diesen Namen schon einmal gehört. Immerhin lebte ich schon lange genug, dass ich auch die Komplikationen, die sich in der Gruppe Lupus Sanguine aufgetan hatten, gehört hatte. "Nein, ich bin lediglich neugierig gewesen. Außerdem habe ich bereits gesagt, dass ich Euch helfen werde, wenn es etwas geben würde. Aber ich schätze, wenn Ihr Hilfe bezüglich des Festes braucht, habe ich mich indirekt wohl doch als Helfer angeboten", antwortete ich ihr.
"So oder so bietet sich das Fest dafür gut an. Ich wünsche euch viel Erfolg dabei", meinte ich mit einem freundlichen Lächeln und trank meinen letzten Schluck Tee, ehe ich die Tasse abstellte. "Wer ist denn für die Planung des Festes zuständig?", wollte ich wissen und legte einen neugierigen Blick in meine Augen. Das Fest klang zwar nach einer schönen Idee und war es wohl auch, aber es gab bestimmt immer noch genug Unruhestifter, die auf dem Fest nur zu gerne Ärger machen wollen würden.
Wie ich schon vermutet hatte. Sie musste ihre Gruppe wohl erst publik machen, bevor sie weitere Mitglieder bewerben wollte. Das Fest des Lebens bot sich dafür dann wohl auch gut an. "Ihr wollt also Eure Gruppe auf dem Fest des Lebens anpreisen?", fragte ich nach. Dort würden bestimmt eine Leute sein, welche man für die Gruppe anwerben konnte. Und andere Möglichkeiten würde es wohl auch geben, dies zu tun.
"Wenn ich helfen kann, dann werde ich sehen, was ich tun kann", gab ich mein Einverständnis zu helfen, wenn es sein sollte. "Wenn Ihr sagt, dass ihr bisher nur Frauen seid... Dürfte ich fragen, wie groß eure Gruppe bisher ist?", wollte ich wissen, doch nahm ich fast an, dass sie noch nicht besonders groß war, wenn Emerelle aus einer anderen Welt stammte. Dann konnte ihre Gruppe noch nicht besonders groß sein, denn dann war sie noch ziemlich neu.
Ich merkte, wie sich ihr Lächeln leicht verändert und einen leicht schwärmerischen Ausdruck annahm. Doch fand ich, dass dies ihre Schönheit keineswegs schmälerte. Sie musste wohl an etwas sehr Schönes denken. "Ich denke, dass es sich bestimmt lohnen würde, sich das Fest des Lebens anzusehen. Ich freue mich, dass ich hier eine Unterkunft bekomme. Verlangt Ihr im Gegenzug dafür etwas?", wollte ich dann wissen, denn in der Stadt gab es ja auch ein Gasthaus.
"Reine Neugierde und der Reiz des Unbekannten", erwiderte ich mit einem geheimnisvollen Lächeln, als ich einen erneuten Schluck von meinem Tee nahm und Emerelle über den Rand meiner Tasse hinweg ansah. "Man kann nie wissen, was einem am nächsten Tag, in der nächsten Stunde oder gar Sekunde erwarten wird und das macht für mich das Reisen besonders spannend: Das Abenteuer!" Ich mochte das Unbekannte und Unerwartete, wenn es darum ging, neue Orte zu entdecken. Tja, und ich hatte eben auch so meine Geheimnisse, die ich nicht alle gleich zu Beginn verraten wollen würde.
"Das ist zumindest einer der Gründe, ja", meinte ich mit einem Nicken zu Emerelle. Neben den Portalen interessierte ich mich allgemein für alles auf der Oberfläche und möchte mehr über diese erfahren. "Diese Welt hat weitaus mehr Geheimnisse als lediglich die Portale zu bieten und wer weiß auf was man noch alles stößt, wenn man nur weitersucht", fügte ich dann hinzu. Für mich bedeutete "diese Welt" überwiegend die der Oberflächenweltler. Und in dieser Hinsicht hatte man nie ausgelernt. Für mich gab es immer noch eine Menge Dinge, die ich zu lernen hatte, egal, wie lange ich schon in dieser Welt herumwanderte.
Leicht nachdenklich geworden nickte ich. Das war ein gutes Beispiel, auch wenn mir selbst nichts vergleichbares einfiel, was ich selbst schon erlebt hatte. Dennoch konnte ich in gewisser Weise nachvollziehen, was Emerelle mir damit sagen wollte. "Das nun nicht, aber ich habe davon gehört. Ich bin eben schon viel in Kaylenda herumgekommen", verneinte ich ihre Frage und erklärte ihr mein noch lückenhaftes Wissen bezüglich der Portale. Ich war auch schon einigen Leuten begegnet, die aus den anderen Welten gekommen waren und diese hatten mir auch einiges erzählen können, wie sie in diese Welt gefallen waren.
Abermals zeigte ich ein verstehendes Nicken. Ihre Entscheidung war nachvollziehbar. Manchmal musste man sich eben für den Weg entscheiden, welcher die größere Zahl von Opfern verhindert, auch wenn diese bedeutete, dass man andere Opfer in Kauf nehmen musste. Aber das war nun mal auch meine Philosophie. Eine Sache weckte in ihrer Erzählung aber auch noch mein Interesse. "Ihr habt das Portal entdeckt? Das ist doch recht ungewöhnlich, oder?", wollte ich wissen, denn ich hatte von anderen gehört, dass dies normalerweise nicht der Fall war.
In Ruhe hörte ich ihr zu. Es war sehr interessant, was sie da erzählte. Vor allem, da ihre Welt sehr viel anders schien als Kaylenda. Ich hörte anderen Leuten immer gerne zu, wenn sie mir etwas über ihre Welten erzählten, da es so viele verschiedene Welten gab und ich war immer wieder überrascht, wie viel anders diese als Kaylenda waren. "Das war wohl keine leichte Entscheidung für Euch?", fragte ich vorsichtig nach, in dem Versuch, etwas Empathie Emerelle gegenüber zu zeigen. Ich hatte zwar Fragen über ihre Welt, doch wollte ich sie nicht gleich damit überfallen. Wahrscheinlich vermisste sie auch ihre Heimat. Aber das konnte ich natürlich wissen, doch wollte ich deswegen Rücksicht zeigen.
Das war wirklich sehr interessant. Obwohl ich selbst bereits vor dem Krieg gelebt hatte, so hatte ich von diesem Fest noch nichts gehört. "Das freut mich zu hören. Ich würde mir das Fest tatsächlich gerne anschauen", gab ich zu, obwohl ich Menschenmassen eher mied. Aber dieses Fest hörte sich interessant an. Aber dann fiel mir etwas anderes ein. "Ihr wolltet mir doch etwas über Eure Welt erzählen, aus der Ihr gekommen seid", erinnerte ich Emerelle daran.
"Das Fest des Lebens?", wiederholte ich mit neugierigem Unterton in der Stimme. Davon hörte ich zum ersten Mal, doch so wie es Emerelle beschrieb, war es wohl eine große Sache. Vielleicht sollte ich tatsächlich so lange bleiben und es mir anschauen. Schließlich wollte ich ja auch wissen, wie die Oberflächen-Bewohner so ihre Zeit verbrachten. "Das hört sich auf alle Fälle interessant an. Bis dahin zu bleiben und sich das Fest anzusehen, wäre auf alle Fälle eine Idee", gab ich Emerelle gegenüber dann zu und ich war wirklich ernsthaft am Überlegen, ob ich das tun sollte. Dabei konnte ich bestimmt auch einiges Neues in Erfahrung bringen.
Legende: Admin,
Mitglieder,
Sanaria-Luximpure,
Lupus-Sanguine,
Kinder-einer-neuen-Welt,
Verbannte,
Casus civitatem Gesetze:,
1. Es darf nicht gemordet werden.,
2. Diebstahl ist unehrenhaft und verboten.,
3. Kinder, Jugendliche, Kranke oder Alte werden aufgenommen (Ausnahme sind Verbannte).,
4. Es wird jeder am Tor geprüft. Egal welchen Stand er oder sie besitzt.,
5. Kämpfe werden außerhalb der Stadt ausgefochten.