Hermine erreichte den Marktplatz und erkannte gleich eine vertraute Gestalt. Raphael war auch schwer zu übersehen. Allerdings beschloss sie, ihn nicht anzusprechen, am Ende fragte er nur, was sie hier suchte, und hatte dann wieder das Gefühl, ihr helfen zu müssen. Irgendwie störte sie diese Rollenverteilung extrem, auch wenn sie sich nicht eingestehen konnte, dass es ihr dabei weniger ums Prinzip als um ihr Verhältnis zu Raphael ging. Diese eine Sache wollte sie alleine hinkriegen. Also tat sie so, als würde sie ihn nicht sehen, und ging in Richtung der Verkaufsstände, von denen am lautesten irgendwelche Tiergeräusche zu hören waren.

Hermine seufzte innerlich und blieb stehen, um darauf zu warten, dass Raphael bei ihr anlangte. Sie war wohl nicht unauffällig genug. Trotzdem freute sie sich irgendwie, dass er sie angesprochen hatte. "Ich hab einen Auftrag für Emerelle zu erledigen", sagte sie mit möglichst selbstsicherer Stimme und musterte ihn dann lächelnd. "Und was machst du hier?"

Hermine grinste leicht. "Tiere besorgen. Wir brauchen ein bisschen mehr Auswahl in unseren Vorräten. Wobei Emerelle anscheinend kein Problem damit hat, nur von Obst zu leben." Sie wünschte sich, es würde nicht so langweilig klingen. Allerdings schickte Lilith ihn wohl ähnlich los wie Emerelle sie. Anführerinnen hatten wohl offenbar einfach besseres zu tun.

Hermine wurde leicht rot. Wieso fragte er sie so auch so aus? Nicht mehr lange, und er würde merken, dass sie mal wieder keine Ahnung hatte. Ein sehr ungewohntes Gefühl für sie, dass sie ihrer Meinung nach zur Zeit viel zu häufig hatte. "Also... Kühe und Hühner, fürs Erste. Es macht es einfacher mit der Versorgung, wenn mehr Mitglieder kommen." Sie mochte sein Grinsen, stellte sie fest. Irgendwie wirkte alles dadurch... weniger ernst und wichtig.

Hermine musste unweigerlich lächeln. Auch wenn sie ihre eigene Unfähigkeit immens störte, war es wirklich süß, wie Raphael ihr helfen wollte. "Dann werde ich mir erst einmal die Hühner ansehen und das mit den Kühen später erledigen", meinte sie. "Oder... gibt es hier Ziegen?" Ziegenmilch ginge bestimmt auch. "Emerelle hat gemeint, für die Pferde hätte sie schon eine Lösung... Seit ihr so weit weg von unserer Basis?", fragte sie neugierig. Bisher war eigentlich alles ganz gut zu Fuß gegangen, auch wenn sie für den Markt etwas hatte suchen müssen.

Hermine lächelte erleichtert. Das war doch schon einmal etwas. Und es war gut zu wissen, dass die Basis der Lupus' einfach nur in der entgegengesetzten Richtung von der Kapelle lag. "Wie oft brauchst du denn ein Pferd?", fragte sie jetzt neugierig. Das klang so, als wäre er viel unterwegs.

"Hm, dann sollte ich das Reiten wohl wieder lernen", meinte Hermine schmunzelnd. Sie hatte es zwar als Kind gekonnt, doch seit ihrer Einschulung in Hogwarts war sie nicht mehr geritten. Besen waren einfach praktischer. "Jack hat schon erzählt, dass der Weg in die Portalstadt und zurück ziemlich riskant sein kann, auch wenn ich davon auf meinem Weg hierher nichts bemerkt habe", meinte sie dann. "Hattest du da schon öfter Auseinandersetzungen mit Verbannten?" Wenn er schon einmal hier war und so bereitwillig Auskunft gab, konnte sie das auch nutzen und mehr über die Gefahren hier erfahren.