Schließlich schlief Hermine tatsächlich ein. Im Schlaf zuckte sie ab und zu, wenn ihre Träume unruhiger wurden, aber es waren keine Albträume, weswegen sie nicht aufwachte. Wenn Raphael da war, hatte sie tatsächlich nie Albträume, nur, wenn sie alleine schlief.

Hermine schlief auch weiter, als Raphael sie hochhob. Der Tag war anstrengend gewesen und entsprechend tief schlief sie. Sie schmiegte sich allerdings instinktiv in seine Arme, während er sie trug.

-> Schlafzimmer

Hermine setzte sich gegenüber von Raphael und knetete nervös ihre Hände. "Also...", setzte sie an und hielt kurz inne. Dann seufzte sie. "Also, ich habe nachgedacht. Über uns. Und... ich habe das Gefühl, dass da mehr zwischen uns ist als nur dieses Freundschafts-Sex-Ding, und ich möchte das nicht so weiterlaufen lassen." Jetzt, wo sie einmal angefangen hatte, half ihr ihr Gryffindor-Mut beim fortfahren. Sie sah ihm fest in die Augen. "Ich mag dich und ich will etwas Festes mit dir versuchen." Dass sie ihn gestern gesehen hatte, erwähnte sie nicht, er hatte ja nichts getan, wofür sie ihm Vorwürfe machen könnte, auch wenn es an ihr nagte.

Hermine hörte ihm schweigend zu. Mit jedem seiner Worte schlich sich etwas mehr Trotz in ihren Blick. Als er geendet hatte, verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. "Dir geht es nicht um deine Freiheit, dir geht es darum, vor dem weglaufen zu können, was dich vielleicht verletzen könnte", stellte sie fest, denn so hörte es sich für sie an. "Das wird aber auch nichts ändern, selbst wenn du dein ganzes unsterbliches Leben damit verbringst, wegzulaufen und einsam zu sein. Oder würde es dich etwa nicht verletzen, wenn ich jetzt verschwinden oder sterben oder beschließen würde, mit jemand anderem zusammen zu kommen, um mein Leben nicht so zu verschwenden?" Sie wusste, dass sie gerade recht hoch pokerte, und dass ihre Worte hart waren. Aber sie war sich sicher, dass sie ihm etwas bedeutete, und sie wollte ihm bewusst machen, dass sie das hier so nicht dauerhaft mitmachen würde.

Raphaels Worte verletzten Hermine, was sie sich allerdings nicht anmerken ließ. Es war viel leichter, ihn einfach wütend anzufunkeln. "Du klingst allerdings nicht sehr gefühllos, wenn du über dein Leben in deiner alten Welt sprichst", bemerkte sie stur. "Du hast dich nur immer noch nicht damit abgefunden, dass du jetzt hier bist und dir hier ein Leben aufbauen musst, auch wenn du mir das immer vorhältst. Wie lange willst du denn noch so weiter machen? Bis dich irgendwann einer von Liliths Feinden tötet und du einsam stirbst, weil du bis dahin alle von dir weggestoßen hast?" Sie wusste zwar, dass das wohl etwas unter die Gürtellinie ging, aber sie war verletzt davon, wie er das mit ihr abtat, als würde es ihm nichts bedeuten, und konnte nicht anders, als zurückzuschlagen.

Als Raphael aufstand, sprang Hermine ebenfalls auf ihre Füße. Sie musste zwar so immer noch zu ihm aufsehen, aber es fühlte sich nicht ganz so seltsam an. "Dafür bist du aber ganz schön verbittert", beharrte sie auf ihren Standpunkt. Sie vergaß allerdings alles andere bei seinen nächsten Worten. "Ich soll das nicht verstehen können?", stieß sie mit vor Zorn neben der Stimme hervor. "Ich habe die Erinnerungen meiner Eltern an mich gelöscht und sie nach Australien geschickt, um sie zu schützen, und obwohl ich leicht mit ihnen hätte gehen können, habe ich mich mit meinen Freunden zusammen auf die Jagd nach einem der schlimmsten Zauberer aller Zeiten gemacht. Ich habe seit ich 11 Jahre alt war mein Leben in dem Kampf gegen diesen Zauberer riskiert! Ich wurde gefoltert und habe Freunde von mir sterben sehen, die wie eine Familie für mich waren! Nur weiß ich, im Gegensatz zu dir, dass man für etwas kämpfen sollte, was das auch wert ist, um es zu beschützen. Und dass man dieses Etwas braucht, um weiter kämpfen zu können! Ich verstecke mich nicht vor diesem Schmerz! Sonst kann man auch gleich aufgeben!" Ihre Augen blitzten wütend bei ihren Worten.

Hermine schwankte zwischen Wut und Schmerz hin und her. Das Gespräch lief gerade ziemlich aus dem Ruder, das war ihr bewusst. Aber sie konnte es auch nicht ändern. "Na schöm, dann erklär mir zumindest, was ich dir eigentlich bedeute", forderte sie ihn auf, wobei sie versuchte, sich wieder etwas zu beruhigen. Was ihr bei dem Thema, dass durch ihren Streit gerade wieder hochgekommen war, nicht einfach für sie war.

"Ach, so eine Freundin wie die Frau von gestern Abend, oder wie?", fauchte Hermine verletzt. Sie hatte das Thema eigentlich nicht aufbringen wollen, doch sie konnte nicht anders. Wieso war mit Raphael denn kein vernünftiges Gespräch möglich?