Der Gipfel der Flügelwesen ist ein alter, großgewachsener Baum hinter dem kleinen Wald, zu dem früher die Sanaria oft flogen um die Natur und die Welt genießen zu können, über die Jahre wurde der Ort zwar nicht vergessen, jedoch nicht mehr bewohnt, da den Flügelwesen allen die Flügel entrissen wurden, in der alten Kriegszeit, in der Lu noch anwesend war. Nachdem Lu verschwand gab es auch keine Flügelwesen mehr...

Nachdem auch der kleine Wald passiert war konnte man nun endlich den Ort schon erkennen wohin die Reise führte. "Der Platz hier hat sich auch nicht geändert." sprach Lu mehr so halb abwesend daher, ob es gut oder schlecht war konnte sie nämlich noch nicht wissen, jedoch der Anblick war wie immer atemberaubend schön. Bis hoch auf die Krone des Baumes flog Lu. "Früher war ich hier oft mit den anderen." fing sie an zu erzählen und etwas verträumt umher zu sehen. Die Äste des Baumes hier waren so groß, dass man ohne weiteres hier oben einfach sein konnte.

"Nicht wahr!" meinte sie mit einem Strahlenden Lächeln und setzte sich auf einen der Äste nieder. "Ich selbst hatte den Ort nicht gefunden, dass war jemand ganz anderes, jemand... den ich verbannen musste." Trauer zog über ihre Gesichtszügen. Mercia ihr Verrat tat ihr noch immer sehr weh. Sie war eine der ersten gewesen der Lu wirklich vertraut hatte und seit dem Verlust ihrer engsten Freundin hatte Lu diesen Ort gemieden.

Die Geste von Orion kam unerwartet, aber tat unheimlich gut und ließ Lu, trotz des Traurigen Blickes, lächeln. Dann jedoch raffte sie sich wieder zusammen. Fast schon wie ein bockiges kleines Kind bließ sie ihre Wangen auf. "Genug Trübsal. Das sie so wurde lässt sich nicht ändern." Sie sah nun zu Orion hin, mit ihrem typischen sanften lächeln. "Danke." meinte sie vom ganzen Herzen. Ihre Flügel nach hinten ausstreckend, lehnte auch sie sich zurück und sah hinauf, durch das Blätterdach, in den Himmel. "Kennst du die Geschichte der Flügelwesen?" fragte sie dann nach einer weile aus dem nichts.

Lu überlegte zuerst ob sie darüber reden sollte, bei den Sanaria Luximpure wurde es wie ein Geheimnis behandelt, wie man zum Flügelwesen wird. Bis man halt bereit dafür war einer zu werden wussten es selbst die meisten Anhänger nicht. Doch irgendwie vertraute sie Orion und ließ sie die alten Traditionen vergessen. "Das nur die höchsten Priester der Sanaria zum Flügelwesen werden können ist wahrscheinlich noch das am bekanntesten..." fing sie an zu erzählen. "das ließ sicher vermuten, dass man nicht nur hoch angesehen wurde in der Gruppe, sondern auch erstaunlich starke Heilkräfte besitzen müsste... aber so entstehen Flügelwesen nicht. Der Grund wieso sie existiert haben, war ich. Ich kann anderen nicht nur diese Flügel schenken, sondern auch die Unsterblichkeit. Jedoch wollte ich nicht das das jeder einfach haben konnte, sie sollten sich alle beweisen und so entstanden die Sanaria Luximpure. Anfangs wollte ich nicht so eine Gruppe leiten, doch es kamen einige an die den weg gehen wollten und mich zu ihrer Anführerin machten, weil ich die einzige war und bin die anderen diese Kräfte verleihen kann." Lu machte eine kurze Pause in ihren Worten, um sich zu sammeln, dabei sah sie weiterhin hinauf in den Himmel. Das Blätterdach des riesigen Baumes raschelte in der warmen Brise, die hier im Schatten sich angenehm auf der Haut anfühlte. Ihre Flügel hatte sie weiterhin nach hinten hinaus ausgebreitet, auf den riesigen Ast ablegte. "Doch der Krieg der hier in Kaylenda immer und immer und immer wieder herrschte verdüsterte die Flügelwesen. Der erste Machtkampf den unsere Gruppe mitbekommen hatte, so vor guten tausend Jahren, hielten sich meine Leute noch heraus aus diesem Kampf. Doch die Bitterkeit haftete tief in ihnen. Priester sind und waren dafür da um alles und jeden zu heilen der Hilfe benötigt, egal woher er stammt. Sich in den Kampf einmischenwar verboten. Doch über die Jahrhunderte konnten einige meiner Leute es nicht mehr mit ansehen." sie sah nun zu Orion hin. "Wenn ein Flügelwesen, welches dank der Heilung und Regeneration Magie, kaum bis gar nicht verletzt werden kann. Noch dazu die Unsterblichkeit besitzt und somit nur tötbar ist wenn er oder sie seinen Kopf verliert oder sein Herz herausgerissen wird... was passiert wenn so jemand meint kämpfen zu wollen?" zwar fragend die Frage gestellt, doch selbst schon wissend was die Antwort ist, sah sie Orion recht traurig an, bevor sie weiter erzählte. "Es gab zu viele, zu viele die dem Zorn und dem Hass des Krieges verfiel und sie fingen an mir Vorwürfe zu machen, dafür nicht auch mich einmischen zu wollen, sie davon abhalten zu wollen." der Gedanke an Mercia schmerzte sie wieder. "Dann vor gut 600 Jahren, nahm ich allen die Flügel und versiegelte ihre Magie, da ich es leid war, dass die Flügelwesen ihre Heilkräfte und Unsterblichkeit im Krieg ausnutzten. Das ich dann selbst auch verschwand sollte genauso bekannt sein." überlegend ob sie alles gesagt hatte, was wichtig war, sah sie grübelnd drein. "Hmmm ich wundere mich wie viel davon bekannt ist." sprach sie mehr unbewusst laut aus.

Seine Worte überraschten sie und automatisch griff sie nach ihren Flügeln und versteckte ihre Rot werdenden Wangen. "Jeder trägt seine Geschichte und seine Wunden mit sich, das hat nichts mit stärke zu tun... Ich... ich tat einfach was ich dachte, was richtig wäre..." murmelte sie unter ihren Flügeln hervor, aus denen sie kurz darauf wieder hervor lugte. "Ich finde dich auch bewundernswert." zwar konnte sie nicht spezifisch sagen wieso, aber irgendwas an ihm faszinierte sie einfach und ließ sie einfach jedes mal lächeln wenn sie ihn nur ansah.

Lu lugte wieder hinter ihren Flügeln hervor und dachte nach. "Ich weiß nicht, lässt sich nicht beschreiben, aber jedes mal wenn ich dich sehe muss ich automatisch lächeln." bei den Worten gab sie ihm eines ihrer schüchternen Lächeln, was ihr selbst nicht bewusst war. "Du machst was dir gefällt.. bist frei, entscheidest für dich selbst wohin dein Weg dich führt, selbst wenn du ihn vorher nicht einmal kennst, akzeptierst es oder nicht, wie es dir passt, ist das nicht auch eine Stärke?" sie sah nun wieder zum Himmel, bei dem so langsam der Abend seine Farben spielen ließ.

Kurz starte sie ihn einfach nur begeistert an, doch dann kam sie wieder darauf das sie zurück sollte. "Lass uns wieder zurück fliegen, man vermisst mich sicher sonst noch." das dem so war, wusste sie ja nicht wirklich, es war mehr als scherz gemeint, denn eigentlich war sie seit Jahrhunderten es nicht gewohnt sich mit anderen auseinander zu setzen. Beim Aufstehen streckte sie sich und genoss noch einmal die Aussicht hier, auch wenn es traurige Erinnerungen weckte. Ein sanftes lächeln kam auf ihre Lippen. "Jetzt kann ich schöne Erinnerungen mit dem Baum wieder verbinden." Unschuldig wie sie es sagte, sah sie Orion an.