Meine Worten schienen in keinster Weise bei Jennifer angekommen zu sein und auch Elisabeth hielt sich da heraus. Ich vermutete, dass sie entweder nicht interessiert war oder es einfach nicht ihre Stärke war, andere zu trösten. Ehe ich noch etwas anderes zu Jennifer sagen konnte, stürmte Nari herein und sprang mir als Fuchs auf den Schoß. Noch jemanden, den ich dann wohl zum Trösten hatte. So streichelte ich Nari mit der einen Hand durch das Fell. Da bei Jennifer Worte nicht zu wirken schienen, tat ich jetzt das Einzige, was vielleicht noch helfen könnte. Ich hatte mich neben sie gesetzt, als ich vorhin den Tee gebracht hatte und so nahm ich nun meinen freien Arm und legte diesen kurzerhand um Jennifer, um sie an mich zu drücken. Dabei passte ich auch auf, dass wir Nari dabei nicht zerdrückten. Warum ich das tat? Nun, ich wollte versuchen, Jennifer ein Gefühl zu geben, was zumindest etwas von Geborgenheit und Sicherheit hatte, vielleicht würde es ja etwas helfen. Ich merkte, dass sie mir und auch anderen nicht sonderlich zu trauen schien, aber vielleicht würde diese Geste ja trotzdem etwas helfen.

Ich zitterte merklich unter Livios Hand, als dieser mich zu streicheln begann. In einer Mischung aus Winseln und Knurren biss ich in die streichelnde Hand, jedoch derart zart dass Livio es wohl mehr als Kitzeln empfinden würde. Schließlich beruhigte ich mich und zuckte mit den Ohren und merkte dass Livio die weinende Jenny zu sich gezogen hatte. Ich wusste dass Livio eher selten andere tröstete, jedoch ein gutes Herz hatte - ebenso wie Lilith. Daher vertraute ich den beiden auch mit meinem Leben. Ich drängelte mich nun zu Jenny und versuchte an ihre Hand heran zu gelangen um diese zu lecken. Dabei wedelte mein Schweif dermaßen, dass ich wahrscheinlich Livio damit im Gesicht traf, wenn dieser nicht aufpasste. Elisabeth schien ich nicht wirklich zu beachten

Als ich wirklich umarmt wurde, kuschelte ich mich an. Gerade, war es egal wer es war. In diesem Moment traute ich der Person. Es war Livio. Und auch wenn ich ihn nicht kannte,in diesem Moment traute ich ihm mein Leben an. Zum ersten Mal fühlte ich mich ein wenig sicher. Auf Nari achtend vergrub ich mich in Livio und vergaß alles um mich herum. Für mich war er gerade wie ein Vater. Etwas das ich nie gehabt hatte. Das tat richtig gut. Auch wenn ich wusste, dass er nicht mein Vater war. Und wahrscheinlich mich niemand als Kind adoptieren wollte. Diese Welt schien nicht nach einer großartigen Familienwelt auzu sehen. Es schien mehr mit den Gruppen, als konnte jeder für sich leben. Zwischen Tränen sagte ich dann die Wahrheit Ich kenne meine Eltern nicht. Das Waisenhaus war grausam. Ich bin froh dort weg zu sein. Wo die Starken die Schwachen fertig machen. Wo Kinder vor Mord nicht zurück schrecken. Dann weinte ich bitterlich weiter. Es war alles schrecklich dort gewesen und liebe hatte ich nie erfahren.
Das Nari meine Hand leckte half ein wenig.

Elisabeth sah dem Ganzen einfach zu. Sie hatte nicht vor sich da einzumischen. Jennifer schien die Umarmung von Livio zu gefallen, was sie nicht nachvollziehen konnte. Wie konnte man bitte Körperkontakt mögen? Jennifer fing an zu erzählen, wie sie gelebt hatte. Kinder die töteten, denen wir sie auch schon begegnet. Mit dem was Jennifer erzählte, machte sie sich allerdings angreifbar. Elisabeth rührte sich einfach nicht und beobachtete das Ganze einfach mit abweisendem Blick. Sie sollten ja nicht auf die Idee kommen sie da mit rein zuziehen. Dazu hätten sie zwar keinen Grund, aber man wußte nie.

Naris biss oder eher kniff mich in meine Hand. Es tat nicht weh, doch zog ich meine Hand dennoch weg. Jennifer indes drückte sich an mich. Ich strich ihr beruhigend über den Rücken und spendete ihr einfach Nähe. Als Nari dann versuchte, näher an Jennifer zu kommen, bekam ich seinen buschigen Schweif ins Gesicht. Doch versuchte ich das mal einfach irgendwie zu ignorieren.

Ich drückte meinen Kopf einen Moment gegen Jennys Hand, ehe ich dann von Livios Schoss sprang und mich wandelte. Ist Lilith noch nicht zurück? Irgendwie wollte ich wissen ob Lilith meine Familie kannte. Immerhin waren alle Erinnerungen die ich besaß in Verbindung mit Lilith. Die Frage war nur, würde sie mir ehrlich gegenüber sein? Ich warf Elisabeth einen Blick zu und versuchte nachzudenken ob ich ihr begegnet war, schüttelte dann aber den Kopf, wobei die Schleifen an meinen Ohren wippten

Ich drückte mich fest an Livio. Gerade vergaß ich meine Umwelt. So langsam hörten meine Tränen auf zu Rollen. Dennoch hatte ich mich nicht beruhigt. Immer noch hatte ich Angst. Meine Augen waren zusammengepresst, vorsichtig öffnete ich sie. Sachte schaute ich mich um, Nari hatte sich wieder gewandelt. Als er den Namen erwähnte, zuckte ich kurz zusammen. Denn ich hielt sie noch für gefährlich. Gutes Herz hin oder her, für Mich wirkte sie einschüchternd. Auch wenn ich keine Waffe anrühren konnte, vor Lilith wollte ich immer Respekt haben. Ich wusste ja nicht, wie sie war, wenn man sie zum Feind hätte.

Elisabeth sah dem Ganzen immer noch zu. Dann spang dieser Fuchs wieder von Livios Schoß und verwandelte sich. Bei seiner Frage nach Lilith zuckte Jennifer natürlich zusammen. Elisabeth verstand sie nicht so recht, Jennifer war ja kein Baby mehr. Aber nagut.Sie erwiderte den kurzen Blick des Fuchsjungen. Er schien über etwas nachzudenken und schüttelte gleich darauf den Kopf. Jetzt hatte sie auch Gelegenheit ihn zu mustern. Er schien nicht gefährlich, aber das könnte sie auch täuschen. Und er war ein Fuchs. Das durfte sie nicht außer Acht lassen.

"Nein, sonst wüsste ich schon davon. So wie es scheint, dauert das Treffen wohl eine ganze Weile", antwortete ich Nari, nachdem er sich wieder einen Menschen gewandelt hatte. Ich merkte das Zusammenzucken Jennifers, als Nari Lilith erwähnt hatte. Ich hielt sie weiterhin im Arm, solange bis sie sich beruhigt haben würde.

Ich raufte mir die Haare Maaann..labbern Frauen eigentlich immer soviel, wenn die zusammen hocken? Ich rümpfte genervt die Nase. Dann ließ ich mich einfach rückwärts so plumpsen, dass ich auf meinen Schweif fiel. Laaangweilig! Ich zog eine Schmollschnute und strampelte dann mit den Füßen in der Luft, so dass die Glöckchen an den Fußfesseln klirrten. Heeyy Jenny! Je mehr du heulst, desto hässlicher wird dein Gesicht! Gluckste ich dann, in einem Versuch witzig zu sein.

Ich war wieder auf dem Boden der Tatsachen. Meine Angst war noch da, nur hatte ich mich jetzt besser im Griff. Eine letzte Träne rollte noch runter, als Naris glucksende Bemerkung kam. Bei seinem glucksen musste ich kurz auflachen. Es war ein ulkiges Geräusch. Zu dem beruhigte mich, dass das Gespräch wohl doch noch etwas länger dauerte.

Ähm... Ja, meistens, dachte Elisabeth belustigt auf die Bemerkung des Fuchsjungen. Aber ihre Maske saß und sie ließ sich nichts anmerken. Sie selbst redete nicht gerne und hatte seit sie hier war, so viel geredet wie nie in einer ganzen Woche. Dabei war sie gerade mal zwei Tage hier.

Ich lachte nur ein leicht verlegenes Lächeln. "Sie werden schon Wichtiges zu besprechen haben. Sie müssen immerhin drei Gruppen organisieren", meinte ich verteidigend gegenüber den Anführerinnen, insbesondere aber Lilith. Ich kannte sie nun mal auch schon fast mein ganzes Leben lang und wusste, dass die Stadt das Wichtigste für sie war, weshalb sie sich diesbezüglich auch wirklich reinhängte. "Was brauchst du eigentlich, Nari?", fragte ich ihn schließlich. Wenn er nach Lilith fragte, brauchte er entweder etwas von ihr oder er wollte einfach nur wissen, wie lang sie noch weg war.

Ich schielte aus meiner Position zu Livio hoch Och..nichts weltbewegendes Denke ich.. erwiderte ich dann ausweichend auf dessen Frage. So sehr ich dem Stellvertreter auch vertraute, gab es eben manche Dinge die ich ihm nicht anvertrauen wollte. Tsee..Frauen..entweder heulen sie rum oder bezeichnen sich als schwach.. letzteres murmelte ich eher. Ich dachte an die Situation am See zurück und knirschte mit den Zähnen, ehe ich mich ruckartig aufsetzte und Livio nun einen ernsten Blick schenkte. Warum..besitzen manche Dämonen magische Fähigkeiten und andere nicht? platzte es dann aus mir hervor, wobei man deutlich heraus hörte dass es mich wurmte, dass ich keine Magie besaß.

Mit gings soweit wieder gut und entfernte mich von Livio wieder. Nun musste ich nicht mehr getröstet werden. Meine Angst versteckte ich sicher in mir. Erstmal war ich hier ohne Lilith sicher. Zum ersten Mal schaute ich mich richtig um. Der Raum schien gemütlich zu sein. Dennoch überlegte ich, wo es Geheimgänge gab. Die gab es auch im Waisenhaus und gerne kamen die Betreuer da raus. Jedes Mal hatte ich mich aufs neue erschreckt.